Das Leben ist manchmal ein Arschloch

So, dann will ich euch mal zusammengefasst von meinen letzten Monaten berichten und darüber, was mich -und Lars- so in Anspruch genommen hat.

Ein Problem wird öffentlich

Das Lars krank ist und an einer Bipolaren Störung leidet, davon hatte ich euch ja schon berichtet. Eine Erkrankung, die für sich schon alles andere als schön ist und für die meisten (mich eingeschlossen) in ihren akuten Ausprägungen so schwer zu verstehen und nachzufühlen ist. Und Gott sein Dank geht es Lars bislang wirklich gut (was auch hoffentlich noch lange so bleibt!!). Das tragische an dieser Erkrankung ist, dass die Betroffenen -gerade in den depressiven Phasen- oftmals in „Zweiterkrankungen“ rutschen, Stichwort Sucht. Nicht selten greifen Betroffene in ihren Depressionen zum Alkohol. Dies hat leider auch bei Lars in seiner letzten, lange andauernden depressiven Phase gemacht und den Absprung davon aber nicht mehr hinbekommen. Dies wusste ich nicht und da er stets heimlich getrunken hat, habe ich davon zunächst auch nicht wirklich etwas mitbekommen, und das obwohl wir ja mitlerweile zusammmen wohnen. Bis, ja bis Anfang Dezember, als ich ihn an mehreren Tagen hintereinander betrunken zuhause vorgefunden habe, was in einem volltrunkenen Zustand an einem Freitag gipfelte. Hier habe ich ihm dann auch die Pistole auf die Brust gesetzt, ein Leugnen der Alkoholabhängigkeit war auch nicht mehr zu leugnen. Ich glaube schon, dass er sehr erleichter darüber war, dass dies nun „raus war“. Von diesem Moment an, hat er zu diesem Problem gestanden und wirklich alles Erdenkliche getan, um es anzugehen.

Aufgeben – is nicht!

Mich hat dies zunächst völlig aus der Bahn geworfen. Zweifel an unsere Beziehung kamen auf, Sorgen waren plötzlich unentwegt gegenwärtig, Entäuschung machte sich breit,….aber mir war von Anfang an klar, dass ich ihm helfen und in allem unterstützen werde. Und es kam mir auch nihct in den Sinn, ihm diesbezüglich Vorwürfe zu machen. Ich liebe diesen Kerl ja. Und was soll ich sagen- mit allem was in die Wege geleitet wurde (sofortiges öffentlich machen im Familien- und Freundeskreis, Einschalten seiner Therapeutin, Finden einer Alkoholiker Selbsthilfegrupppe,…) ist Lars seither trocken. Und das ohne wirklich nennenswerte Entzugsproblematiken. Ich bin so wahnsinnig stolz auf ihn. Auch wenn wir beide wissen, dass dieses Thema nie ganz aus der Welt sein wird und es auch immer wieder Momente geben wird, in denen er „Verlangen“ nach Alkohol hat, habe ich derzeit aber überhaupt keine Sorge, dass er rückfällig wird.

Noch in der Nacht,nach dem Abend als ich ihn volltrunken vorgefunden habe, habe ich die Wohnung komplett von allen Alkohol befreit. Das Risiko war mir einfach zu groß. und auch ich habe meinen Alkoholkonsum zunächst komplett eingestellt, schliesslich will ich unterstützen und nicht die Situation noch schwerer machen, als sie ohnehin schon ist. Karneval, war das erste mal, wo ich dann im Beisein von Lars auch wieder Alkohol getrunken habe. Und zuhause habe ich schon früher so gut wie nie Alkohol getrunken, da muss ich mich also auch nicht wirklich einschränken.

Eins geht noch

Und was soll ich euch sagen, um dem ganzen noch ein Krönchen aufzusetzen, hat Lars vor einigen Wochen auch noch von jetzt auf gleich mit dem Rauchen aufgehört (und er hat viel- nein sehr viel geraucht). Ich ziehe so dermaßen den Hut vor Ihm, dass kann ich gar nicht in Worte fassen. Tja- mein Mann 🙂

Und natürlich habe ich diesen Beitrag zuvor von Lars lesen und freigeben lassen. Ich will ihn ja keinesfalls an den Pranger stellen sondern vielmehr mit seiner Willensstärke und seiner Leistung angeben. Und vielleicht macht es dem ein oder anderen auch Mut, eine evtl. vorliegende Sucht anzugehen.

So, jetzt wisst ihr, warum mir in den letzten Wochen und Monaten die Energie und Zeit und Lust gefehlt hat, zu bloggen. Ich habe auch mich und mein Abnehmen in dieser Zeit ein wenig vernachlässigt. Aber das wird nun alles wieder anders.

Bleibt gesund

13 Gedanken zu “Das Leben ist manchmal ein Arschloch

  1. Wow. Das klingt alles so einfach und leicht, wie du es beschreibst. Als ob das Problem ganz easy angegangen wurde. Aber ich weiß, wie schwer es ist. Ich hatte eine ähnliche Situation. Einen alkoholkranken und psychisch kranken Freund – beides kam erst nach einigen Monaten Beziehung raus. Wir haben es nicht geschafft. Denn am Ende liegt es vor allem beim Kranken, sein Leben wieder in die Hand zu nehmen. Tut er das nicht, liegt es am Partner, sich abzuwenden und sein eigenes Leben zu schützen. Das habe ich damals nicht getan. Und mehr als ein Jahr bitter bereut und teuer bezahlt. Pass auf dich und Lars auf. Aber vor allem auf dich.

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    • Es war und ist alles andere als leicht, weder in der Gesamtsituation für uns beide , vor allem aber für Lars. Der Blogbeitrag gibt ja auch wirklich nur eine Kurzfassung wieder. Lars tut wirklich alles um diese Sucht zzu bekämpfen, er ist so unglaublich stark dabei (und dass macht mich auch stolz). Er weiß aber auch genau, dass er unsere Beziehung riskiert, wenn er dem Alkohol den Vorrang geben würde- aber er hat sich definitiv für mich entschieden. Aber sei dir sicher- ich, nein wir passen auf- jeder auf den anderen und jeder für sich. 😉

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  2. So schade ich Deine Auszeit hier fand und so sehr ich mich freue, dass Du wieder da bist, hätte ich Euch gewünscht, dass der Anlass ein anderer gewesen wäre.

    Es freut mich, dass Lars sich seine Sucht eingestehen konnte und so eine Basis geschaffen hat, daran zu arbeiten um zu gesunden. Das gibt auch Dir die Möglichkeit, zu ihm zu stehen. Denn einer Partnerschaft tut vertuschen von gravierenden Problemen nicht gut.

    Ich wünsche Lars, dass er weiterhin seine Suchterkrankung in Schach halten kann, dass seine bipolare Störung gut eingestellt ist und toi toi toi fürs rauchen weiterhin sein lassen.

    Dir wünsche ich, dass Du wieder gut in die Ernährung und das Abnehmen hineinkommst.

    Und dass Ihr Euch gegenseitig Stütze sein könnt und werdet, wenn der andere es gerade braucht – und Ihr es in dem jeweiligen Augenblick zulassen und annehmen könnt!

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  3. Hallo Ralf

    Bitte surfe im eigenen Interesse mal nach dem Begriff „Co Abhängigkeit“ im Netz. Ich sage nun nicht, dass Du Lars im Stich lassen sollst, sondern dass das mit der Co Abhängigkeit ganz schnell passieren kann und man gar nicht merkt wie man da reinrutscht. Vorallem wenn man gar nicht weiß dass es so etwas gibt.

    Aber ein „Schön dich wieder hier zu haben“.

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    • Danke Dir für den Hinweis, hier bin ich natürlich schon belesen 😉 Mir ist wirklich sehr wohl klar, dass es nicht meine sondern seine Erkrankung ist und ich decke/verheimliche sie auch nirgendwo. Und da ich ja auch nicht allein versuche, ihm zu helfen sondern eben Ärzte, Gruppen, Therapeuten, Familie, Freunde,…mit involviert sind, liegt auch die Belastung nicht allein bei mir. Aber du hast natürlich recht, ich darf mich hier nicht aus den Augen verlieren. Da gibt es aber auch genug Leute, die mich hier bremsen oder drauf hinweisen würden. 🙂

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  4. Danke für deine Offenheit .
    Ich war leicht dadurch in meine Vergangenheit gerutscht .
    Es ist schön zu lesen wie sehr du für deinen geliebten Lars da bist.
    Lars wird es schaffen weil er es will und du ihm dabei hilfst .
    Ich drücke dich Ralf und unbekannterweise
    Lars auch .
    Wünsche euch weiterhin viel Kraft . Aber wenn es jemand schafft dann ihr beide
    🍀✊🏼

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  5. Das ist schon heftig. Toll, dass Du zu Lars stehst, gemeinsam steht ihr das sicher durch und es kommen wieder freundliche Tage. Bleib stark – ihr schafft das.

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